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Luxus-SUV auf IAA: Von P8 bis X7 - die dicksten SUV der IAA

Foto: Jürgen Pander

Luxus-SUV auf der IAA Die Protzbrocken

"Zukunft erleben" lautet das Motto der IAA, doch "Größenwahn bestaunen" würde auch passen: Auf der Automesse stehen extrem pompöse SUV-Modelle, bald machen sogar Ferrari und Aston Martin mit. Unser Best-of Protz.

Womöglich ist BMW dieses Auto ein bisschen peinlich. Bei der offiziellen Pressekonferenz jedenfalls wurde es mit keinem Wort erwähnt, erst beim Fototermin am Ende der Veranstaltung stand es mit auf der Bühne: das Modell namens BMW Concept X7. Lackiert in dunklen Bronzetönen steht der Wagen auf 23-Zoll-Rädern da und zeigt, dass die alten Reflexe der Autoindustrie noch immer funktionieren: Groß, größer - genau den will ich!

Und genau den bekommt die kaufwillige Kundschaft auch, denn im nächsten Jahr wird das Serienmodell BMW X7 in nur leicht abgewandelter Form auf den Markt kommen. Mit sechs Sitzplätzen, Plug-in-Hybridantrieb und Proportionen, die Begriffe wie Eleganz oder Raffinesse von vornherein ausklammern. Man wolle mit dem X7, so BMW-Vertriebsvorstand Ian Robertson, "die Präsenz in der Luxusklasse ausbauen".

Der BMW Concept X7

Der BMW Concept X7

Foto: Jürgen Pander

Aus Marketingsicht ist das sicher eine gute Idee, denn Luxus plus Allradantrieb plus schiere Größe gilt als neue Erfolgsformel in der Branche. Der Range Rover und später der Mercedes GL begründeten einst das Segment, inzwischen aber gibt es kein Halten mehr. Hersteller, die jahrzehntelang indigniert auf Gala-Geländewagen herabsahen, wollen nun so schnell wie möglich genau so ein Modell im Angebot haben.

Bentley, Lamborghini - und bald auch Ferrari

Bentley zum Beispiel ist seit 2016 mit dem Bentayga - 608 PS, 5,14 Meter Länge, 2,4 Tonnen Leergewicht - am Start. Neben dem BMW X7 debütiert im kommenden Jahr der Lamborghini Urus, ein Allradler mit voraussichtlich 650 PS starkem Zehnzylindermotor sowie der Rolls-Royce Cullinan mit einem V12. 2019 dann soll der höhergelegte Aston Martin DBX auf die Straße kommen.

Sogar Ferrari plant offenbar, bis zum Jahr 2021 einen Highend-SUV im Angebot zu haben. Die Nachrichtenagentur Bloomberg  zitierte Unternehmensboss Sergio Marchionne unlängst mit den Worten, die Marktlücke sei "zu groß und zu einladend", um sie nicht zu stopfen, und dass es eine entsprechende Nachfrage vieler Ferrari-Kunden gebe.

Weil Marchionne sich aber mal zu den Worten hinreißen ließ, man müsse ihn schon "erschießen", ehe ein SUV in Maranello gebaut werde, kündigte er an, ein entsprechendes Gefährt im "Ferrari-Stil" zu entwickeln. Es ist wohl ein bisschen wie bei Rolls-Royce, wo der Cullinan wie ein SUV aussieht, wie ein SUV ausgestattet ist und von jedem als SUV wahrgenommen wird - aber Rolls-Royce selbst sich die Bezeichnung SUV verbittet.

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Luxus-SUV auf IAA: Von P8 bis X7 - die dicksten SUV der IAA

Foto: Jürgen Pander

Das oberste Segment des Automobilmarkts spreizt sich jedenfalls gerade auf: in extreme Sportwagen auf der einen, und in ebenso aberwitzige, aber erheblich voluminösere SUVs auf der anderen Seite. Elegante Coupés und aristokratische Limousinen, einst der Inbegriff automobiler Noblesse, werden eher zu Randerscheinungen.

Zumindest dort, wo sehr viel Geld, erhebliches Geltungsbedürfnis und eher wenig Skrupel zusammenkommen. Auf dem IAA-Stand von Lexus zum Beispiel trifft man zwischen allerlei Hybridfahrzeugen auf einen weißen Monolithen namens 570 LX. Der Zweieinhalbtonner wird von einem 5,6-Liter-V8-Motor bewegt, der Durchschnittsverbrauch liegt bei 14,4 Liter je 100 Kilometer. Die Optik des Autos lässt vermuten, dass es auch unter Autos Anabolikamissbrauch gibt. Wohl auch aus diesem Grund - und einigen anderen mehr - wird der 570 LX nur auf einigen ausgewählten Märkten angeboten, etwa in Russland oder Dubai.

"Ein völlig neues Verständnis des SUV"

Auch in China sind große SUVs begehrt. So sehr, dass der Autokonzern Great Wall vor vier Jahren die Luxus-SUV-Marke Wey ins Leben rief. Gründer Wey Jianjun sagt dazu: "Diese Welt braucht keinen neuartigen SUV. Was sie braucht, ist ein völlig neues Verständnis des SUV." Auf dem Stand in Halle 8 der IAA zeigt Wey nun erstmals in Europa, wie man sich das vorzustellen hat: Dort steht der Plug-in-Hybrid P8, ein massiges Auto mit 367 PS Leistung und einem Kühlergrill, den man von Weitem für das Tor einer Kleinwagengarage halten könnte.

Angesichts der vielen neuen SUV-Modelle in der Größenordnung von knapp fünf Meter Länge oder darüber entwickelt sich quasi von selbst eine Art Wettrüsten, um überhaupt noch aufzufallen. Porsche etwa feiert auf der IAA die Weltpremiere der neuen Baureihe des SUV-Modells Cayenne. Das 4,92 Meter große, wuchtige Auto wird als Sportskanone unter den Allradlern gefeiert - und unter anderem in der Version Cayenne Turbo mit Vierliter-V8-Biturbo-Motor, 550 PS Leistung und 286 km/h Höchstgeschwindigkeit angeboten. 138.850 Euro kostet das Auto mindestens.

Nur eine Marke ziert sich noch

Auch wenn man die genauen Margen nicht kennt, kann man sich ausrechnen, dass mit dem Cayenne Turbo und allen anderen Autos dieses Kalibers ordentlich Geld verdient wird. Insofern ist es nur logisch, dass praktisch alle Hersteller, die ursprünglich niemals ein SUV bauen wollen, inzwischen umgefallen sind wie Dominosteine.

Alle Hersteller? Nicht ganz. Die britische Sportwagenmarke McLaren erteilt jeglichen SUV-Gedankenspielen nach wie vor eine klare Absage. "Wir bauen keinen SUV und wir werden auch keinen bauen", sagt ein Unternehmenssprecher. Man verkaufe aktuell etwa 3300 Autos pro Jahr und wolle diese Zahl mittelfristig auf 4000 bis 5000 Exemplare steigern. "Damit wäre dann unsere Kapazität im Werk in Woking ausgeschöpft, und dazu brauchen wir kein SUV."

Darüber wird aber sicher noch einmal gesprochen. Spätestens 2021, wenn das Ferrari-SUV losprescht.


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Foto: Volkswagen