Panorama

Überleben in Vietnam Reisbauern kämpfen gegen die Dürre

Die 41-jährige Truong Dieu und ihre Familie leben vom Reisanbau.

Die 41-jährige Truong Dieu und ihre Familie leben vom Reisanbau.

(Foto: picture alliance / dpa)

Im Mekong-Delta leben fast alle Bauern vom Reisanbau. Doch die schlimmste Dürre seit 90 Jahren hat die Felder ausgetrocknet. Für die Reisbauern ist das eine Katastrophe - und zwingt sie, sich Alternativen zu suchen.

Eine armselige Hütte aus Palmblättern: Hier lebt Reisbäuerin Truong Dieu mit ihrem Mann, den Eltern, den Schwiegereltern und vier Kindern. Die Arbeit ist ohnehin schwer - aber mit der schlimmsten Dürre seit 90 Jahren ist nichts mehr so wie früher. Dabei war die Gegend bei Can Tho mit sattgrünen Reisfeldern seit Jahrzehnten das Markenzeichen des fruchtbaren Deltas des mächtigen Mekong in Südvietnam.

Reis anzubauen, können sich viele nicht mehr leisten.

Reis anzubauen, können sich viele nicht mehr leisten.

(Foto: picture alliance / dpa)

Doch nun ist der Wasserpegel des nahen Bachs so niedrig, dass er die Bewässerungskanäle nicht erreicht, die zu Truong Dieus Feld führen. Ein totaler Ernteausfall für die 41-Jährige. "Ich habe nicht mehr das Geld, die Kinder in die Schule zu schicken", sagt sie. Ihr Jüngster müsste eigentlich in die erste Klasse. Aber sie hat weder Geld für Bücher noch für die Schuluniform. Sie züchtet nun Hühner. "Wir tun alles, um irgendwie Geld zu verdienen."

Das Ernteminus, das sich abzeichnet, dürfte Kunden in Deutschland weniger treffen - für Vietnams Landwirte hat es aber schmerzliche Folgen. Früher war das Mekong-Delta eine Idylle. Die Stadt Can Tho rund 170 Kilometer südwestlich von Ho-Chi-Minh-Stadt, dem früheren Saigon, zieht bis heute Touristen an. Bootstouren auf den Mündungsarmen des Mekong sind populär. Man sieht dort Fischer in ihren Holzbooten und Bauern auf ihren Feldern, Obstplantagen und Dörfer an den Ufern. Aber die Bauern sind seit Jahren unter Druck. Staudämme am Mekong in China senken den Wasserspiegel im Delta, dadurch dringt Salzwasser vom Meer ein und versalzt die Böden, immer höhere Temperaturen machen zudem den Pflanzen zu schaffen.

Behörden rechnen mit 10 Prozent weniger Produktion

Bäuerin Le Hong muss ihre Reisfelder vielleicht bald aufgeben.

Bäuerin Le Hong muss ihre Reisfelder vielleicht bald aufgeben.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die schwere Dürre - wohl eine Folge des Wetterphänomens El Niño - gibt vielen Bauern nun den Rest. Mehr als die Hälfte von Vietnams Reisproduktion - 25 Millionen Tonnen - wurden bisher hier geerntet, 90 Prozent davon gingen ins Ausland. Das Land am Südchinesischen Meer mit über 3400 Kilometern Küste ist nach Indien und Thailand der drittgrößte Reisexporteur der Welt. Abnehmer sind vor allem China, die Philippinen und Indonesien. Die deutschen Verbraucher bekommen die schweren Ernteausfälle beim vietnamesischen Reis bisher nicht zu spüren - die Sorten aus dem Delta gelten international nicht als Topqualität.

Von den insgesamt 1,7 Millionen Hektar Reisfeldern im Mekong-Delta wurden nach einer Regierungsstatistik dieses Jahr 100.000 Hektar durch die Dürre zerstört, weitere 140.000 Hektar schwer beschädigt. Die Behörden rechnen mit zehn Prozent weniger Produktion, wie der ehemalige Direktor des Agarforschungsinstituts in Südvietnam, Bui Chi Buu, sagt. Angesichts der wachsenden Schwierigkeiten will Vietnam nun die Reisanbaufläche von insgesamt rund vier Millionen Hektar zurückfahren.

Viele Bauern folgen bereits dem Rat von Bui. "Tropische Früchte können im Delta prima gedeihen", sagt er. Bäuerin Le Hong ist drauf und dran, wie die anderen im Dorf ihre Reisfelder ganz aufzugeben. "Bäume braucht man nur in der Trockenzeit zu gießen", sagt sie. Le Ut setzt bereits auf Durian. Das bei vielen Europäern als "Stinkefrucht" verschriene Obst, eine kokosnussgroße Frucht mit stacheliger Haut und weichem Fleisch, ist in vielen Ländern Südostasiens eine Delikatesse.

Quelle: ntv.de, Bennet Murray,dpa

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