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Umbau fertig. Der Berufsverkehr darf sich freuen - die Baustelle am Tempelhofer Damm ist beseitigt.

© Stefan Jacobs

Verkehr in Berlin: Drei Unfallschwerpunkte sollen kurzfristig entschärft werden

Rund 1500 chronische Unfallhäufungspunkte gibt es in Berlin. Jetzt sollen drei besonders heikle Knoten in Tempelhof, Steglitz und Spandau entschärft werden.

Wo der Tempelhofer Damm die Stadtautobahn unterquert, steht ein Wald von Ampeln – und manch einer sieht hier seinen Nachbarn nicht, sodass es ständig kracht: 214 Verkehrsunfälle mit 430 Beteiligten – fast ausschließlich Kraftfahrzeuge – registrierte die Polizei hier im vergangenen Jahr. So schaffte es der Knoten als einer von dreien in das Hundert-Tage-Programm der neuerdings grün geführten Verkehrsverwaltung, die erklärtermaßen die seit Jahren steigenden Unfallzahlen in den Griff bekommen will. Er steht exemplarisch für rund 1500 chronische Unfallhäufungspunkte in der Stadt, deren Entschärfung im bisherigen Tempo noch mehrere Jahrzehnte dauern würde. Nun sollte es um so schneller gehen: Freitagmittag räumten Arbeiter die letzten Absperrbaken beiseite.

Beim Abbiegen wurde es eng

Genau genommen handelt es sich bei dem Knoten um einen Doppelknoten mit den Zu- und Abfahrten beiderseits der A 100. Häufigste Unfallursache waren laut Polizei Fehler beim Fahrstreifenwechsel, gefolgt von Abbiegefehlern und zu geringem Abstand. Als Abhilfe wurde jetzt die bisher sehr enge Rechtskurve nach innen erweitert, die von der Autobahnausfahrt (Fahrtrichtung West) auf den Tempelhofer Damm Richtung Norden führt.

Dort wurde es beim zweispurigen Abbiegen bisher schon bei einem Lieferwagen in der Nachbarspur eng; Lastwagen und Busse brauchten die kompletten zwei Spuren zum Abbiegen. Und am Ende der Kurve war nie klar, wer in welche Spur gehörte – zumal der linke Fahrstreifen wenige Meter weiter in die Fliegersiedlung abzweigt, was weitere Drängelei verursacht. Und der extrem starke Verkehr in Kombination mit teils kurzen Grünphasen verleitet viele, noch bei Rot durchzurauschen. Der stationäre Blitzer, der nur Geradeausfahrer Richtung Norden erfasst, löste laut Polizei 5707 Mal aus.

Nach Auskunft der Verkehrsverwaltung erfasst der Blitzer jetzt auch Tempoverstöße. Zusätzlich zur Aufweitung der Kurve wurden manche Ampeln vergrößert. Rund 36 000 Euro seien investiert worden. Wie viel diese relativ billigen Änderungen bringen, muss sich hier ebenso zeigen wie an den beiden anderen Knoten, an denen gehandelt wird.

In Steglitz soll eine Ampel helfen

Zweiter Kandidat auf der To-Do-Liste ist die Einmündung der Birkbuschstraße in den Wolfensteindamm in Steglitz, der bis Mitte Juli umgestaltet sein soll. Asbestbelastete Fugen in der Fahrbahn und Umverlegungsarbeiten der Wasserbetriebe hätten das Projekt verzögert, heißt es in der Verkehrsverwaltung. Dank einer Ampel, leicht angepasster Straßenführung und einem Stück Busspur soll die Einmündung künftig sicherer sein. Der Unfallforscher Siegfried Brockmann hatte sie im Gespräch mit dem Tagesspiegel schon Anfang 2015 als besonders gravierendes Beispiel für mangelhafte Infrastruktur erwähnt: Die Birkbuschstraße mündet spitzwinklig und bisher ungesichert mit drei Spuren in den Wolfensteindamm. Die Folge: Autofahrer schauen nach links und fahren zunächst ungebremst weiter – und übersehen neben der vermeintlich freien Querstraße womöglich einen querenden Fußgänger oder Radfahrer oder krachen dem Vordermann ins Heck, der gebremst hat.

Schlimmste Unfallpunkte am Hermann- und Ernst-Reuter-Platz

Als dritten Notfall hat die Verwaltung die Kreuzung Nonnendammallee/Otternbuchtstraße/Paulsternstraße in Spandau ausgewählt. Die Ampel dort erhält eine verkehrsabhängige Steuerung sowie LED-Lichter, und die Anlage wird behindertengerecht umgebaut. Außerdem werden Spurverschwenkungen in der Nonnendammallee und Wartelinien für die Nebenrichtung aufgetragen und das Linksabbiegen in die Otternbuchtstraße über eine gesonderte Ampelphase abgesichert. Linksabbiegen mit mehrspurigem Gegenverkehr ohne eigene Grünphase gehört nach Brockmann ebenfalls zu den unfallträchtigen Klassikern in Berlin.

Nach Auskunft der Verwaltung ist im April die provisorische Ampel in Betrieb gegangen und die erste von drei Bauphasen begonnen worden. Momentan würden Verkabelungsarbeiten durchgeführt. Die zweite Bauphase soll Ende Mai beginnen; Ende Juli soll alles fertig sein.

Die ausgewählten Kreuzungen boten sich für kurzfristige Abhilfe an, der Aufwand ist überschaubar. Zu den schlimmsten Unfallhäufungspunkten – also denen mit den meisten Personenschäden – gehören sie nicht. Die unrühmliche Top Ten 2016 wird laut Polizei vom Ernst-Reuter-Platz mit fünf Schwer- und 29 Leichtverletzten angeführt. Ähnlich viele Menschen verunglückten am Hermannplatz und am Frankfurter Tor.

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