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Fahrbahnen zu schmal Schweiz will Straßen wegen SUV-Boom verbreitern

Die Schweizer lieben Geländewagen und SUV - doch die Straßen sind für sie oft zu schmal. Nun sollen die Fahrspuren breiter werden. Die Grünen sprechen von einer "Kapitulation".
Luxusauto in Zürich

Luxusauto in Zürich

Foto: © Michael Buholzer / Reuters/ REUTERS

In der Schweiz tobt eine Debatte darüber, wie breit die Straßen im Land künftig sein sollen. Da zunehmend Geländewagen unterwegs sind, seien die Fahrspuren inzwischen zu schmal, argumentieren Regierung und Fachleute. Auch Lastkraftwagen hätten beim Quermaß zugelegt.

"Wenn die Fahrzeuge breiter werden, muss auch die Straße breiter sein, sonst erhöht sich die Gefahr von Unfällen" sagte Jean-Marc Jeanneret, Präsident des Verbands für Verkehrsfachleute Schweiz (VSS) dem "Tages-Anzeiger" . Sein Verband überarbeite gerade die Norm für Straßenbreiten. Unterstützt wird der VSS vom Schweizer Bundesamt für Straßen.

In Parkhäusern wird es eng

Jedes dritte in der Schweiz zugelassene Fahrzeug war dem Bericht zufolge 2016 bereits ein SUV. Der knapp zwei Meter breite GLC ist derzeit der beliebteste Mercedes, BMWs Topseller ist der X1. Volkswagen-Fans kaufen in der Schweiz schon fast so viele Tiguans wie Golfs.

Um durchschnittlich zwölf Zentimeter ist der durchschnittliche Neuwagen laut einer Untersuchung des Duisburger Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer seit Anfang der Neunzigerjahre in die Breite gewachsen. Einzelne Fahrzeuge haben die Zwei-Meter-Marke schon geknackt - wie der Cadillac Escalade (2,06 Meter). Deshalb wird es in vielen Parkhäusern eng.

Zehn bis 50 Zentimeter mehr Platz wollen die Experten nun Schweizer Verkehrsteilnehmern spendieren. Derzeit sind für Nationalstraßen zwischen 3,25 und 3,75 Meter für eine Fahrbahn vorgegeben, Berg- und Stadtstraßen sind oft schmaler. Lastwagen hätten durch eine Anpassung vielerorts bessere Bedingungen, aber auch Geländewagen gewännen Spielraum, etwa beim Überholen.

Konflikte mit Fahrradfahrern durch enge Straßen

Das würde auch Konflikte mit Fahrradfahrern verringern, betont ein Sprecher der Importeursvereinigung Auto Schweiz. Radwege seien oft nur mit gestrichelter Linie auf der Fahrbahn markiert. Die Folge: je breiter die Autos, desto eher gibt es Konflikte.

Erregt reagieren die Schweizer Grünen auf den Vorstoß. "Wenn man jetzt die Straßen breiter macht und damit den SUV entgegenkommt, kommt das einer Kapitulation vor den Klimazielen gleich", sagte die Abgeordnete Aline Trede der Zeitung "20 Minuten" .

Scharfe Kritik kommt zudem von Sicherheitsexperten. "Das Unfallrisiko wäre erheblich gestiegen, weil breitere Fahrbahnen zu schnellerem Fahren führen", sagt BFU-Sprecher Marc Kipfer mit Blick auf einen ersten, zunächst gescheiterten Vorstoß des VSS für mehr Asphalt.

Angesichts der hitzigen Debatte werden die Fachleute indes wohl nicht das letzte Wort in der Sache haben. Am Ende sei eine politische Entscheidung nötig, hieß es bei den Sozialdemokraten, die in diesem Jahr den Regierungschef stellen.

nis

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